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Solidarität in Zeiten von Corona! Unsere Soli-Tipps

In unserem letzten Blogeintrag hatten wir über unsere eigene Situation berichtet und auch erzählt, wie gut Eure Solidarität tut.

Wir sind auf keinen Fall die Einzigen, die gerade in einer schwierigen Situation sind - vielen geht es genau so und viele haben es viel schwerer als wir.

Wir haben Euch hier einige Tipps zusammengestellt, was Ihr tun könnt, um andere zu unterstützen, sei es durch Taten, Spenden, Einkäufe oder politische Aktionen.

Solidarity rules!


Nachbarschaftshilfe


Schon direkt zu Beginn des Shutdowns waren sie da: Die Aufrufe älteren oder vorerkrankten NachbarInnen oder Menschen, die in Quarantäne sind, zu helfen, indem NachbarInnen für sie einkaufen, zur Post gehen oder den Hund ausführen. Oder NachbarInnen, die arbeiten müssen, bei der Kinderbetreunung unterstützen. In vielen Häusern hängen Zettel mit diesen Angeboten aus.

Auch im Internet gibt es Portale, über die Hilfesuchende und helfende zusammenkommen können, z.B. CoronaPort.de oder auch über nebenan.de.

Hilfsangebotszettel könnt Ihr z.B. hier runter laden.


Obdachlose unterstützen


Obdachlose haben es immer schwer. In Corona-Zeiten ist aber ihre Situation noch verheerender. Viel weniger Menschen auf der Straße, in der U-Bahn, vor Einkaufszentren bedeuten viel weniger Einnahmen. Dazu kommt, dass Menschen den Kontakt meiden oder kein Kleingeld anfassen wollen und das Obdachlose oft als mögliche "VirenträgerInnen" gesehen werden. Dabei sind sie diejenigen, die dem Virus ziemlich schutzlos ausgeliefert sind. Ständiges Händewaschen ist ihnen nämlich nicht möglich. Um sie ein bisschen zu unterstützen, haben sich diverse Initiativen gebildet. Z.B. gibt es an vielen Orten sogenannte Gabenzäune, an denen in Tüten oder Beuteln Spenden für Obdachlose aufgehängt werden können (von Essen über Kleidung, Hygieneprodukte bis zu Tierfutter). Hier findet Ihr eine Karte mit den Berliner Gabenzäunen.

Ein weiteres sehr gutes Projekt wurde von Karuna initiiert: Der Verein sammelt über Startnext Spenden, um täglich jedem/jeder Berliner Obdachlosen 10€ geben zu können, Das Geld wird durch spezielle Teams verteilt. Zudem läuft derzeit eine Petition zur Unterbringung von Obdachlosen in leerstehenden Hotels und Hostels während der Krise.


Deine Lieblings-Kneipen, Cafés, Restaurants, Läden, FriseurInnen etc. unterstützen


Mit Gutscheinkäufen

 

Alle Läden, die nicht lebensnotwendige Güter verkaufen sowie alle Kneipen, Restaurants, Cafés, FriseurInnen etc. haben geschlossen und können somit oft keinerlei Einnahmen generieren. Ihre Kosten für Miete, Versicherungen, Strom & Gas, für ihre MitarbeiterInnen etc. fallen aber weiter an. Das kann ganz schnell die Insolvenz bedeutet.

Aber auch Menschen, die ihnen helfen wollten waren schnell: Gleich zu Beginn der Krise entstanden Portale über die Ihr Gutscheine bei Euren Lieblingsorten kaufen könnt, damit sie wenigstens die ein oder andere Einnahme haben. Eines davon ist helfen.berlin. de.  Ein weiteres ist nebenan.de.

Übrigens könnt Ihr durch dieses Portal auch neue Orte finden, die Ihr noch nicht kanntet, dort einen Gutschein kaufen und sie nach der Krise kennen lernen. Ob und wann Ihr den Gutschein dann einlöst, ist ja eine andere Frage ... (gerade bei Kneipen ist es direkt nach der Wiedereröffnung wichtig, dass sie direkt Einnahmen haben und der Gutschein ist 3 Jahre gültig, in 2 Jahren tut eine Einlösung sicher nicht mehr weh).


Spenden für Clubs & Konzerträume

Gerade Clubs und Konzerträume haben es jetzt unglaublich schwer. Sie haben oft hohe Mieten, Ihre Einnahmen aber sind völlig weggebrochen. Manche von ihnen sammeln Spenden, um irgendwie über die Runden zu kommen. Wir möchten Euch hier zwei Clubs ans Herz legen, die unseren SO36-Kiez seit Jahrzehnten prägen und ohne die Kreuzberg nicht mehr Kreuzberg wäre - das SO36 und das Wild & Heart. Beide sind in einer akuten Notlage und sammeln derzeit Spenden. Beim S036 könnt Ihr auch Shirts oder den coolen SO36-Bildband erwerben.


Essen bei Eurem Lieblingsrestaurant bestellen

Wenn Ihr Eure Lieblingskneipe, Laden oder Eure Friseurin nicht in einem der Portale findet, so fragt doch einfach bei ihnen direkt. Manche haben unglaublich schnell einen kleinen Onlineshop aufgebaut, manche Restaurants oder Cafés liefern jetzt aus (auch außerhalb des großen Lieferdienstes). Wenn Ihr im Moment selbst keine großen wirtschaftlichen Einbußen habt, so überlegt Euch doch, wo Ihr sonst Eurer Geld ausgebt und versucht, dies weiterhin zu tun. Bestellt Essen, kauft Geburtstagsgeschenke per Email und Abholung in einem kleinen Laden, macht eine Spende etc. Es wäre schrecklich wenn Berlin nach der Krise ein Berlin der Ketten wäre und unsere vielen kleinen tollen Läden, Kneipen, Bars, Restaurants weg wären ...

Eine Möglichkeit , Eure Lieblingsrestaurants zu unterstützen, ist auch, bei ihnen Essen zu bestellen, falls sie dies anbieten. Schaut doch einfach mal nach.


#United we stream

 

Apropos Clubs & Bars: Um durch die schwierige Zeit zu kommen, haben sich Berliner Clubs und Bars unter Unitedwestream zusammen getan und streamen jeden Abend ab 19 Uhr online. Neben einer Live-Übertragung von DJ-Sets, Live-Musik und Performances könnt Ihr auch Gesprächsrunden, Vorträge und Filme anschauen. BesucherInnen der Seite werden aufgerufen, freiwillig zu spenden und werden damit Teil des “virtuellen Clubs”.

Übrigens geben auch auch internationale KünstlerInnen und Bands Konzerte via facebook. Ihr könnt ihnen von Eurem heimischen Sofa zuschauen, per Kommentar applaudieren und Ihnen Geld (statt eines Ticktes) überweisen. Haben wir schon gemacht, das macht richtig Spaß, auch zu sehen, von woher überall Leute zuschauen und sich über das Konzert freuen und virtuell klatschen.

Das Gute: Es ist für alle Geschmäcker was dabei. LiebhaberInnen klassischer Musik können z.B. (fast) jeden Abend um 19 Uhr dem Hauskonzert des Pianisten Igor Levit auf Twitter lauschen.


#support your local dealer - kleine feine Alternativen zu Amazon & den Großen


Derzeit wahrscheinlich größter Gewinner der Krise ist neben vielleicht noch den Klopapierherstellern und großen Supermarktketten der Handelsriese Amazon. Viele Kleinen hingegen haben es schwer. Lasst uns diese ganz besonders unterstützen. Hier einige Tipps.

Kiezbioläden

Große Supermärkte wurden zu beginn der Krise regelrecht überrannt, in kleinen Läden sah es oft anders aus. Deshalb: support your local dealer! Hier ein paar unserer persönlichen FavoritInnen:

Für NeuköllnerInnen ist die bioaoase unser ultimativer Tipp. Die beiden BetreiberInnen sind super engagiert - bio & fair ist für sie kein Trend, sondern wirkliche Überzeugung.

In Friedrichshain ist die (übrigens unabhängige) LPG in der Krossener Straße ein angenehmer Ort zum Einkaufen.

In Kreuzberg freuen sich die "Krautis"  -  der Bioladen Kraut & Rüben am Heinrichplatz - über Eurer Kommen und unsere NachbarInnen von original unverpackt in der Wiener Straße und der Großbeerenstraße sowie das Öko-Urgestein biotopia in der Wrangelstraße.  Und auch die Markthalle Neun hat nach wie vor geöffnet und bietet alles von Gemüse, Brot über Wein bis zu handmade Tofu.

Im Prenzlauer Berg hat der Unverpacktladen Der Sache Wegen in der Lychener Straße ebenfalls geöffnet.

Das sind natürlich nur Beispiele. Sicher kennt Ihr noch viele andere coole Bioläden und andere kleine Läden ... kommentiert gerne unter dem Post, wenn Ihr Euren kleinen Bioladen supporten wollt!


Berliner Weltläden

Die Weltläden hatten zuerst geschlossen, nun haben die meisten wieder geöffnet. Denn hauptsächlich sind sie ja LebensmittelhändlerInnen. Viele KundInnen bleiben trotzdem aus. Für die Weltläden ist Unterstützung jetzt essentiell und nicht nur für sie, auch für ihre ProduzentInnen im Globalen Süden, die diese Krise hart treffen wird. Viele Weltläden versenden jetzt zusätzlich Produkte, z.B. unser Lieblingsweltladen Zeichen der Zeit im Prenzlauer Berg.

Eine weitere Möglichkeit, die Weltläden zu unterstützen, ist das Projekt #fairsorgung. Die Fairhandelshäuser Gepa und El Puente und andere bieten die Möglichkeit, bei der Bestellung einen Weltladen anzugeben, der dann Prozente durch deinen Einkauf erhält. Eine super faire Sache!


Vertriebskollektiv Schnittstelle

Sehr empfehlenswert wenn es um Nahrungsmittel geht, ist auch das Nahrungsmitteldepot Schnittstelle in der Urbanstraße. Herbie verkauft dort einmal die Woche (Montags) oder nach Terminabsprache diverse Nahrungsmittel von Kooperativen, kleinen regionalen ProduzentInnen oder aus fairem Handel. Seit Jahren versorgen wir uns dort mit den allerbesten Bio-Pasta der Welt aus einer italienischen Kooperative ... und müssen deshalb auch keine Angst vor Nudelknappheit haben (pssst .... Geheimtipp). Außerdem gibt es Fair-Trade-Kaffee, Soli-Olivenöl, Gewürze, Reis, Wein, Bier und vieles mehr. Bei größeren Bestellungen liefert Herbie auch mit dem Lastenrad aus.


Ihr könnt oder wollt nicht raus? Kleine coole Lieferdienste für Essen, Bücher, Spiele


Lieferservice Stay Home Club Berlin

Beim neu entstandenen Lieferdienst Stay Home Club Berlin könnt Ihr die tollen Getränke bestellen, die jetzt, weil die Kneipen zu sind, ebenfalls schlecht da stehen und die selbst soziale und/oder ökologische Projekte sind: Wasser von Viva con Agua, Solidrinks, Bier von Quartiermeister, aber auch Bio-Gemüsetüten von Querfeldein oder gerettete Lebensmittel von SirPlus und Einhorn-Kondome. Die Sachen werden durch den Getränkehändler Flaschenteufel an Euch geliefert, 5% gehen an #unitedwestream.


Kleine Lebensmittellieferdienste & Gemüsekisten

Einige Läden haben angesichts der Krise einen Lieferdienst auf die Beine gestellt, z.B. liefert Original Unverpackt jetzt innerhalb von Kreuzberg, Friedrichshain und Schöneberg aus. Auch der Unverpacktladen Der Sache Wegen im Prenzlauer Berg ist dabei, einen Lieferdienst auf die Beine zu stellen. Beliefern lassen könnt Ihr Euch auch vom Lieferdienst der Markthalle Neun. Dieser Lieferdienst beliefert normalerweise die Gastronomie, wurde aber jetzt für PrivatkundInnen geöffnet. Ihr bekommt dort fast alles, was in der Halle auch gibt, sogar handmade Tofu.

Wenn Ihr in Friedrichshain wohnt, könnt Ihr Euch von Querfeld jetzt aktuell gerettes Obst und Gemüse nach Hause liefern lassen. Ansonsten gibt es diverse Angebote an Bio-Gemüsekisten, viele davon nehmen aber derzeit keine NeukundInnen mehr auf. Unserer Erkenntnis nach geht noch was bei: etepete (gerettetes Gemüse und/oder Obst in Bioqualität), dem Biohof Blattwerk oder dem Landkorb vom Brandenburger Lindenhof.

Das Foto stammt von der Seite des Lieferservices der Markthalle Neun.


Kauft & bestellt Eure Bücher beim Buchladen im Kiez

 

Lesen ist immer und besonders jetzt eine gute Sache. In Berlin dürfen die Buchhandlungen zwar noch geöffnet haben, aber einige haben auch geschlossen, um Zusammentreffen von Menschen zu reduzieren. Offen hat z.B. bei uns im Kiez Kisch & Co. in der Wiener Straße 17. Die meisten geschlossenen Buchhandlungen haben sich etwas ausgedacht, wie Ihr an ihre Bücher kommen könnt. Schaut einfach auf deren Seiten nach. Mittlerweile gibt es mit genialokal.de auch ein Portal, über das Ihr bei einem Zusammenschluss kleiner Buchhandlungen bestellen könnt. Eine Welt ohne Amazon ist möglich ;)


Spiele bei  kleinen Einzelhandel bestellen, ein ganz persönlicher Tipp

Viel gemeinsam zuhause sein, da ist es ganz naheliegend mal wieder was zu Spielen. Dafür haben wir einen Tipp, der uns persönlich ganz besonders am Herzen liegt. Unser lieber Freund betreibt seit vielen Jahren die Spieleläden Capito in Dresden und Leipzig. Damit ist er unter normalen Umständen schon dem ständigen Überlebenskampf mit großen Kaufhäusern und Amazon ausgesetzt, die durch ihre pure Größe ganz andere Einkaufspreise bekommen. Die Schließung seiner Läden trifft ihn richtig hart. Capito hat nun einen Onlineshop, der sich von Tag zu Tag mehr füllt. Please support Capito!


Bleibt Zuhause, wascht Eure Hände, haltet physischen Abstand, aber haltet zusammen!

Dazu müssen wir keine großen Worte mehr verlieren. Allen müsste klar sein, wie wir uns verhalten sollten, um die zu schützen, die gefährdet sind, die Älteren und die chronisch Kranken (welches übrigens auch viele junge Menschen sind, wie die Aktion "Wir sind die Risikogruppe" von Raoul Krauthausen u.a. zeigt, s. Foto links).

Eben so: Möglichst viel zu Hause bleiben und wenn Ihr raus müsst oder wollt, dann haltet Abstand voneinander, auf der Straße, bei Unterhaltungen, in Geschäften. Achtet aufeinander. Wascht Eure Hände so oft es geht und immer wenn Ihr nach Hause kommt. Auch das Tragen von (auch einfachen) Masken (unsere Mitarbeiterinnen haben welche genäht) ist eine gute Sache, um andere zumindest ein bisschen schützen. Auf der Straße oder zumindest wenn Ihr in Läden geht, in denen die dort Arbeitenden mit sehr vielen Menschen konfrontiert werden und dadurch einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind, ist es eine höfliche und auch solidarische Geste und kann sie möglicherweise davor bewahren, sich anzustecken falls Ihr unwissentlich das Virus eingefangen habt. All dies heißt nicht, das wir sozial auseinander rücken müssen - ganz im Gegenteil.


#Leave No One Behind: Die Evakuierung der Lager in Griechenland fordern

Für uns sind diese Forderungen der Grundhygiene und des Zuhause Bleibens eigentlich recht leicht erfüllbar und dennoch empfinden wir sie zum Teil als starke Einschränkung. Aber was ist mit denen, die sich gar nicht schützen können? Die Geflüchteten in den griechischen Flüchtlingslagern z.B. haben gar nicht die Möglichkeit, ständig ihre Hände mit Seife zu waschen, geschweige denn Abstand zu halten. Eine funktionierende medizinische Versorgung gibt es dort nicht (mehr). Die Menschen leben auf engstem Raum, sie sind bereits durch ihre schreckliche Situation geschwächt. Ein Ausbruch des Virus im überfüllten Lager Moria auf Lesbos mit seinen fast 20000 Menschen (ausgelegt ist es für 3000) wäre ein Albtraum. Die Menschen dort haben Angst. Und sie können im Gegensatz zu uns nicht darauf vertrauen, dass ihnen  geholfen wird. Europa schaut einfach nur zu. Und das ist schrecklich und menschenverachtend. Bitte helft mit, politischen Druck aufzubauen, damit die Lager evakuiert werden bevor es zu spät ist. Unterschreibt die Petition #LeaveNoOneBehind. Wir können jetzt nicht demonstrieren, aber wir können auf die Forderung aufmerksam machen. Durch Transparente an Häusern, durch Aktionen in den Sozialen Netzwerken, durch Mails an PolitikerInnen., Auf den Seiten der Seebrücke findet Ihr Vorschläge, wie Ihr aktiv werden könnt.


Das war es von uns. Wir würden uns freuen, wenn Ihr die ein oder andere Anregung aufnehmt und weiter tragt. Und wenn Ihr selber noch Vorschläge habt, dann postet sie in die Kommentare (bitte keine Eigenwerbung, außer es ist ein ganz besonders Angebot ;-))

Haltet die Ohren steif und kommt gut und gesund durch diese schräge Zeit!

 

Eurer supermarché-Team

 

PS: Übrigens ist dies der zweite Teil unseres Blogbeitrags zu Corona. Den ersten Teil, in dem wir beschreiben, wie es uns gerade geht und wie bei uns die Situation ist, findet Ihr hier.